Impflogistik oder Impflosigkeit

Wir - Die Unabhängigen - repräsentieren einen großen Teil der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte im Bundesland Salzburg und verfolgen mit großer Sorge und Verwunderung die Impfstrategie in Salzburg.

 

Tagtäglich präsentieren uns die Medien und unsere Patientinnen und Patienten neue Details über bereits geimpfte Personen, ohne jeglichen Bezug zur Priorisierungsliste des Bundes noch zu einer Risikogruppe. Es ist vollkommen richtig und notwendig zunächst die schwächsten und schutzbedürftigsten Personen unserer Gesellschaft (Bewohner und Personal in Seniorenheimen, Personal auf COVID-Stationen und in Akutspitälern) zu impfen. Völlig unverständlich ist es aber, „übrig gebliebene“ Impf-Dosen an „zufällig“ anwesende Personen und Blumenstrauß-Überbringer ohne Bezug zur Priorisierungsliste zu verimpfen.

 

Mit äußerstem Befremden müssen wir erfahren, dass Verwaltungspersonal in der Österr. Gesundheitskasse ohne Parteienverkehr, sowie Schreibpersonal in Privatkliniken (ebenfalls ohne Patientenkontakt oder geschützt hinter Plexiglas) bereits geimpft ist, während der Großteil der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte (ohne Bezug zu Seniorenwohnheimen) frühestens Ende des Monats geimpft werden soll (falls Impfstoff verfügbar ist).

 

Es ist schon ein Zeichen mangelnder Wertschätzung für uns und unsere Mitarbeiterinnen in den Ordinationen, die wir tagtäglich in engstem Patientenkontakt stehen, die Gesundheitsversorgung aufrechterhalten und die Spitäler entlasten!

 

In Bezug auf die Impfstrategie für die Bevölkerung plädieren wir für Impfzentren und -straßen, wo Hausärzte, Wahlärzte und alle sonstigen hilfsbereiten Kolleginnen und Kollegen, losgelöst von bürokratischen Erfordernissen und vielfältigen Begehrlichkeiten, sich äußerst effizient auf ihre ärztliche Tätigkeit, wie umfassende Aufklärung, Impfung und Nachbetreuung der streng nach Priorisierungsrichtlinien zu impfenden Personen konzentrieren könnten.

  

Wir ungeimpften ÄrztInnen fordern:

 

  • eine rasche Impfung, um uns und unsere PatientInnen zu schützen und das Gesundheitssystem aufrecht erhalten zu können.
  • absolute Transparenz der Impfstoffverteilung und Verfügbarkeit, um den Menschen in diesen schwierigen Pandemiezeiten wieder mehr Sicherheit zu geben. Die Medizin darf kein Spielball für „Freunderlwirtschaft“ und „politische Einflussnahme“ werden!
  • die Politik auf, die Weichen für eine finanzielle Gleichstellung von Kassenvertragsärzten und Wahlärzten (= Nicht-Vertragsärzten) im Hinblick auf die Implementierung des e-Impfpasses in die Praxis-Software zu stellen, da wir alle Ärztinnen und Ärzte gleichermaßen für ein rasche Durchimpfung brauchen werden.

Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern die notwendige Geduld und das Vertrauen in die moderne Medizin und uns ÄrztInnen, damit wir gemeinsam diese Krise möglichst bald hinter uns lassen. Bleiben Sie gesund!